Jörg Benner
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Überschriften

Anmerkungen zum Aufmacher

Die Überschrift wird oft als der schwierigste Teil des journalistischen Handwerks betrachtet (vgl.: Wolf Schneider/Detlef Esslinger: Die Überschrift, List, Journalistische Praxis, 1998, M). Sie bewegt sich zwischen der “Kernaussage”, einem “Kommentar” und “Übertreibung”. Die Überschrift verkürzt und übersteigert den dargestellten Sachverhalt, d.h. es liegt in ihrer Natur zu dramatisieren.

Wir haben es kaum mit Skandalen, Chaos und Katastrophen zu tun, sondern mit oft trockenen Wirtschaftsmeldungen. Wir werden also kein Drama in die Welt setzen, wo keines ist. Aber vor allem wollen wir nicht irreführen. Die Anforderungen an Schlagzeilen:

eine klare Aussage treffen (wie lautet die Neuigkeit?)

damit die zentrale Aussage des Textes wiedergeben

den Textinhalt dabei nicht verfälschen

korrekt, eindeutig und leicht nachvollziehbar bleiben

den Leser reizen, ihn auf die Nachricht heiß machen

Es empfiehlt sich, auf Binsenweisheiten (“Aktienverlust schmerzt”) ebenso zu verzichten wie auf Null-Aussagen (“Fahrsicherheit einmal anders”). Gerade in Newslettern sind auch die  Unterzeilen nicht dazu gedacht, Rätsel zu lösen, die uns manche Schlagzeilen aufgeben (“Neues konfrontiert mit Altem”). Nur mit sorgfältig formulierten Überschriften gemäß der genannten Kriterien erhöhen wir die Zugkraft einzelner Meldungen. Wir gestalten einen Nachrichtendienst damit nicht nur interessanter, sondern auch effektiver, sprich wirtschaftlicher. Und wir erliegen nicht der grossen Versuchung, mit der Schlagzeile “hinter dem eigenen intellektuellen Standard zurückzubleiben” (Schneider/Esslinger: die Überschrift, S.18).

Nachricht und Kommentar, behaupten viele Journalisten, lassen sich nicht voneinander trennen. Gerade bei politischen Nachrichten gilt aber der Grundsatz: “Die Nachricht ist heilig”. Allerdings wird in der Überschrift auf diese Trennung oft verzichtet (Bsp.: “Politiker drücken sich vor Verantwortung” oder “Mercedes setzt neue Maßstäbe”). Hier ist es nötig, sich der sprachlichen Tücken bzw. der eigenen Parteilichkeit bewusst zu sein. Schon viele einfache Wörter sind nicht neutral: “fast 10.000 Demonstranten” bedeutet viel, “knapp” dagegen wenig. Auch “Deutsche reisen am liebsten im eigenen Land” kommentiert eine Statistik fahrlässig. Denn, dass wir am häufigsten im eigenen Land verreisen, heisst nicht gleichzeitig schon, dass wir das auch am liebsten tun.

Ein paar Sprach-Regeln: zur schnelleren Verständlichkeit komplizierte Wort-Verbindungen mit Bindestrich schreiben; auf die richtigen Präpositionen und Deklinationen achten (der Dativ darf nicht unterschlagen werden! Bsp.: “Bonn aus Schlaf gerissen”); wenn Tele- grammstil, dann nicht über die Schmerzgrenze hinweg verkürzen und den Stil innerhalb einer Zeile durchhalten; als Zeitform (so gut wie) nie das Imperfekt wählen, sondern mit Bezug zur Gegenwart das Perfekt oder das Partizip (also nicht: “Genscher trat zurück”, sondern “(ist) zurückgetreten”); oder aber das Präsens historicum “Genscher tritt zurück”.

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